Sonntag, 20. November 2016

Temporäres Armutszeugnis



Nachdem ich mich im letzten Jahr mit Beiträgen zurückgehalten habe, hat mich das gestrige Spiel doch dazu bewogen, den virtuellen Gänsekiel wieder zur Hand zu nehmen.
Dabei habe ich es bewusst vermieden, direkt nach dem Derbydebakel loszulegen.

Es gibt diese Tage, da läuft einfach alles gegen Dich. Da spielst Du eine gute erste Halbzeit und müsstest eigentlich gegen merklich angetrunkene Karnevalisten höher führen. Mit etwas Glück, spielst Du nach 45 Minuten auch nicht mehr gegen 11 Kölner. Und an normalen Tagen reicht auch eine deutlich schwächere zweite Halbzeit, um gegen einen biederen Gegner die Punkte im heimischen Fohlenstall zu halten.

Leider ist zurzeit wenig normal bei uns.

Aber wer kann schon etwas dafür, wenn Modeste vom eigentlich gut aufgelegten Vestergaard  angeköpft wird. Das ist eben Slapstick. Auch einen dämlichen Torwartfehler inklusive der Unfähigkeit eine Mauer zu stellen, muss man einem Yann Sommer einmal zugestehen.
Und das wir nicht der BVB sind und 90 Minuten Powerfußball spielen können, sollte ebenso klar sein.

Dies alles kann passieren.
Einmal.

Wenn aber Slapstick-Gegentore zur Gewohnheit werden, dann stimmt etwas mit der Konzentration nicht.
Wenn ein Yann Sommer nur noch Mitläufer in einer verunsicherten Mannschaft ist, dann stimmt etwas mit der Teamstruktur nicht.
Und wenn nach 75 Minuten nicht mehr genug Sprit im Tank ist, um den Motor nochmal zum Endspurt in die roten Drehzahlen zu bekommen, dann stimmt etwas mit der Trainingssteuerung nicht.  
Man kann sicherlich darüber diskutieren, wem diese Fehler anzulasten sind. 
Sicher nicht Andre Schubert alleine. 
Sicherlich hätte die Vereinsführung im Sommer nach dem Weggang von Klaus Luisser einen erfahrenen Konditionstrainer verpflichten können – man entschied sich mit Alexander Mouhcine aber für die interne Lösung.
Ein erfahrener Spieler mit Persönlichkeit ala Martin Stranzl vor 5 Jahren stünde dem Team sicherlich auch gut zu Gesicht….das ist aber nun einfach zu sagen. 
Die personelle Situation empfand ich im Sommer auch als hinreichend.
Und der Abwärtsstrudel der letzten Wochen trägt sicherlich auch sein Übriges dazu bei, dass es zurzeit einfach nicht läuft.

Wenn man aber alle Puzzleteile zusammenfügt und das Gesamtbild zu erkennen versucht, drängt sich im Moment leider ein Gedanke immer mehr in den Vordergrund:

Andre Schubert ist mit der Leitung des Gesamtprojektes Borussia Mönchengladbach überfordert.

Sicherlich ist er ein ausgezeichneter Fachmann in Taktikfragen und hat uns schon das ein oder andere offensive Highlight geboten. Aber es wird immer deutlicher, dass die Mannschaft verunsichert und überfordert wirkt. Und dass  die Mannschaft nicht austrainiert wirkt und in der Schlussviertelstunde kaum noch etwas zulegen kann, kann man nach der Länderspielpause mit der Mehrfachbelastung auch nur sehr unvollständig begründen. Und die Trennung von Klaus Luisser soll dem Vernehmen nach ja auch an persönlichen Differenzen mit Schubert gelegen haben. Auch soll es angeblich diesbezüglich schon Unstimmigkeiten mit Lars Stindl gegeben haben.

Und jetzt kommen mit Manchester, Hoffenheim, dem BVB und Barcelona Mannschaften, die auch mit dem verklärten Blick durch die grüne Vereinsbrille nur sehr bedingt als Aufbaugegner taugen.

Hier ergeben sich zwei Optionen:
      a)    Es setzt reihenweise Klatschen – dann muss Eberl wohl noch frühzeitig reagieren
      b)      Wir schlagen uns wider Erwarten vernünftig.

Sollte Fall b eintreffen, wird Andre Schubert wohl bis Weihnachten gegen Mainz, Augsburg, Wolfsburg und Darmstadt vier Endspiele bekommen. Da müssten dann schon 3 Siege her, um mit mindestens 20 Punkten zu überwintern. Das ist durchaus möglich, erscheint mir aber zum jetzigen Zeitpunkt  ziemlich unwahrscheinlich.

Und da Max Eberl sicherlich aus seinem Fehler mit Michael Frontzeck gelernt hat, wird er die restliche Hinrunde verstärkt den Trainermarkt sondieren. Glaubt man diversen Medien hat er sich ja bereits mit Marc Wilmots getroffen. So ganz nebenbei…ein Frank de Boer wäre sicherlich auch kein schlechter Kandidat. Auch ein Blick auf die Laufstatistiken und die jeweils verantwortlichen Athletiktrainer in Frankfurt und Hoffenheim kann da sicherlich in der Winterpause zur ein oder anderen Erkenntnis führen.


Eines zum Schluss: Ich fordere hier nicht Schuberts sofortigen Rausschmiss, oder stelle die gesamte Arbeit des Vereins in Frage.
Aber um eines auch ganz klar zu betonen:
Wir Fans von Borussia Mönchengladbach haben nicht vergessen wo wir herkommen. Aber gerade weil wir nur zu gut wissen, wie es dort ist möchten wir nie wieder dahin zurück.
Und wir haben einfach Angst davor, dass die letzten fünf Jahre nur ein wunderbares Zwischenhoch waren, die einer einmaligen Team-Trainersituation geschuldet waren.

Ich hoffe, dass sich alles zum Guten wenden möge! Euch allen einen schönen Sonntag!

Für immer Borussia!

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